Herzlich und humorvoll hat Wolfgang Bosbach, der nach 23 Jahren im Deutschen Bundestag nun in Worms einen seiner letzten Auftritte als Bundestagsabgeordneter gegeben hat, Bilanz gezogen im DRK Berufsbildungszentrum. Der Bundestagsabgeordnete Jan Metzler hatte den 65-jährigen Politiker nach Worms geholt. „Er hat große Spuren hinterlassen“, sagte Metzler. Bosbachs Popularität und herausgehobene Funktion liege vor allem in dem Ruf begründet, ein eigenständiger Kopf zu sein, der sich seine Meinung nicht von den Parteioberen vorschreiben lässt – und der trotzdem in Worms von sich sagte: „Ich bin nicht 80 Prozent CDU, sondern 100 Prozent.“
Großen Applaus gab es von den 260 Gästen schon als Bosbach und Metzler den Saal gemeinsam betraten. Die Wormser erlebten Wolfgang Bosbach als Mann der klaren Worte, der herzlich und pointiert reden kann. Der Bogen war weit gespannt. Bosbach sprach unter anderem über Steuersystem, Wiedervereinigung, Euro-Krise, Brexit, Arabischen Frühling und den Krieg in Syrien. Der Politiker ging auch auf Fragen ein, die das Publikum stellte unter der Moderation von Andreas Kunze.
Wolfgang Bosbach ist Jurist und hat sich nach seinem Einzug in den Bundestag als Innenpolitiker schnell einen Namen gemacht. Zwischen 2000 und 2009 war er als Vize-Fraktionschef für diesen Bereich zuständig, danach übernahm er den Vorsitz des Innenausschusses bis 2015.
In Worms hielt Bosbach ein Plädoyer für Geradlinigkeit („In der Politik ist die Übereinstimmung von Wort und Tat entscheidend.“), für Ehrlichkeit („Politik verdirbt nicht den Charakter, es gibt aber Charaktere, die die Politik verderben.“), für Authentizität („Wer den Zeitgeist heiratet, ist schnell Witwe.“) und für Bescheidenheit. Die Partei müsse sich um die Stammwähler kümmern und sich nicht nur um neue Wählergruppen bemühen, sagte er. „Wir müssen unterscheidbar bleiben.“
In Worms hatte man „seinen Bosbach“ jedoch längst gelernt. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU Worms, Marion Hartmann, rief beispielsweise zur Begrüßung die Bosbach-Sentenz in Erinnerung, mit der dieser einmal den Übergang Deutschlands von einer Industrie- zu einer Wissensgesellschaft beschrieben hat: „Wer nichts im Boden hat, muss was in der Birne haben.“
Auch Privates sprach der Vater von drei erwachsenen Töchtern, der seit Jahren unheilbar an Krebs erkrankt ist, offen an. So sei beim Heranwachsen seiner Kinder durch das Engagement im Beruf unglaublich viel an ihm vorbeigegangen: „Das kannst du nicht nachholen.“ Bosbach sagte, es wachse auch ein neuer Politiker-Typus heran, bei dem die Tendenz vorherrsche, „nicht anecken zu wollen.“ Gleichzeitig sei aber auch eine „tolle, gut ausgebildete Generation“ am Start, lobte Bosbach und veranschaulichte diesen Teil seiner Aussage mit den Worten: „Phänotyp Jan Metzler.“