Metzler: Können uns neu erfinden / „Wir leben von der Substanz“
RHEINHESSEN/BERLIN Wir befinden uns derzeit in einer Welt des Umbruchs mit vielen tiefgreifenden Veränderungen. Zukunftsthemen, technologischer Fortschritt, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung bestimmen die Schlagzeilen. Die Schlagzahl scheint weltweit atemberaubend. Bei uns könnte man jedoch vielerorts den Eindruck bekommen, dass es nicht richtig vorangeht. Der rheinhessische Bundestagsabgeordnete Jan Metzler sorgt sich um die zukünftige Entwicklung in Deutschland. In großen Teilen reiche weder der aktuelle Stand noch das Geplante in den nächsten Jahren aus, um Deutschland fit für die Zukunft zu machen. Für ihn ist klar: „Um den Anschluss nicht zu verlieren, müssen wir uns ein Stück weit neu erfinden.“
„Die Uhr tickt“, meint Metzler: Mangelnde Digitalisierung und zu wenig Modernisierung in der Infrastruktur setzten Deutschlands Erfolg als Industrieland aufs Spiel. „Planungsverfahren jenseits einer Dekade, auszudruckende Unterlagen in mehrfacher Ausfertigung und das Beharren auf Fax und Leitz-Ordnern sind keine zu belächelnde Marotte, sondern eine Gefahr für unseren Wohlstand.“ Denn dieser müsse immer wieder neu erarbeitet werden. Genau deshalb stellt sich für den Abgeordneten die Frage, in welchen Bereichen Deutschland in 20 – 30 Jahren Weltspitze sein kann und will. Denn egal ob Gentechnik, Big Data, Elektromobilität oder KI: In Teilen der Politik und unseres Landes herrscht eine tief verwurzelte Skepsis vor zu viel Innovation. Dabei blickt Metzler auch selbstkritisch auf die Regierungszeit der Union: „Im Rückblick haben wir gerade in den letzten Jahren nicht genug bewegt und leben bereits viel zu lange von unserer Substanz. Es ging uns zu gut und wir waren deshalb über lange Zeit zu bequem, um wirklich tiefgreifende Veränderungen anzustoßen und uns auf diese einzulassen.“
Der Abgeordnete warnt: „Wenn wir uns nicht bewegen, setzen wir leichtfertig aufs Spiel, was wir uns an Wohlstand über Jahrzehnte erarbeitet haben. Das Beharren auf Altbewährtem, gepaart mit schleppenden Abläufen, bedrohen unseren Wirtschaftsstandort.“ Man sehe jetzt noch nicht, welchen Schaden der mangelnde Fortschritt anrichte. Sei man aber einmal über einen gewissen Punkt hinaus, werde es schwer, die Rückstände wieder aufzuholen, so Metzler. Dabei kann eine umfassende Digitalisierung von Prozessen vieles deutlich vereinfachen und beschleunigen und den Standort Deutschland attraktiver machen. Beispiele aus anderen Ländern gibt es genug. Für ihn sei das ein Dorn im Auge: Hierzulande gäbe es zwar sehr viel fähiges Personal und sehr viele innovative Unternehmen, aber daraus werde noch viel zu wenig Nutzen gezogen. Andere Staaten wären hier deutlich weiter.
Wichtig sind für Metzler vor allem Mut zu deutlichen Veränderungen. Er fordert mehr Offenheit und meint, mit Blick auf die Regierungskoalition: „Mit Verboten allein lässt sich keine Zukunft gestalten. Wir müssen nicht die Notbremse ziehen, sondern aufs Gaspedal drücken“. Zukunft dürfe nicht so behandelt werden, als sei es etwas grundsätzlich Gefährliches. Gerade im internationalen Wettbewerb gelte es im Hinblick darauf, keine weitere Zeit mehr zu verlieren: „Die Welt wartet nicht auf uns, ob es uns gefällt oder nicht.“